zelzius

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Sex zahlt

In Alltag, Bakterien, Baumarkt, Sex on August 12, 2010 at 5:32 pm

Frau mit Katzenmaske vor Wand mit Spruch

Ich finde Sex prima, denn er bringt Geld. Chronische Clamydieninfektionen, Placenta Praeva, Hormonersatztherapie. Das sind Dinge, die Gynäkologen brennend interessieren. Nun ja, seien wir ehrlich – und seit man Klickraten im Internet zählen kann, bleibt einem gar nichts anderes mehr übrig: Die Dinge interessieren mäßig. Die Klickraten springen hoch wie ein Ziegenbock im Frühling, wenn, ja wenn. Muss ich noch weiterschreiben? Ist ja nicht neu. Taten schon die Bakterien. Bei denen heißt das Konjugation. Sie schmiegen sich aneinander, Bakterium A streckt seinen Sex-Pili aus, dockt bei Bakterium B an und lässt DNA rüberlaufen. Und sie tun regelmäßig, was nur wenige Prozent der Menschen hin und wieder tun: Sie haben Sex mit einer anderen Spezies. Parasexualität nennt man das. Aber ich schweife ab.

Du sollst keinen Sex mit einem Schwein haben

Ich meine, manche Leute interessieren sich für Eisenbahnen, manche für Hi-Fi-Anlagen, manche für stereotaktische Strahlentherapie. Aber alle eint ihr Interesse an Sex. Warum um Himmels willen ist das so interessant? Tiere bleiben nicht stehen, um anderen beim Vögeln zuzuschauen. Die Herde läuft nicht glotzend ans Gatter, wenn es zwei Kühe miteinander treiben. Schon mal einen Hund gesehen, der einem anderen Hund beim Sex zuschaut? Selbst Primaten (und das habe ich nun oft gesehen) sitzen völlig ungerührt neben anderen Primaten, die es gerade alleine, zu zweit, zu dritt oder wie auch immer tun. Nur uns Menschen hat – entweder die Evolution, die Umwelt oder neuestens ja auch die Epigenetik – diesen Hang zum Voyeurismus mitgegeben. „Sex? Auch ja, lass ma gucken“, war wahrscheinlich der erste gegrunzte Satz, den ein später Australopithecus von sich gegeben hat. Der erst geschriebene, also in Stein gemeißelte Satz, lautete übrigens: Du sollst keinen Sex mit einem Schwein haben (Rind ist o.k.). Warum diese Obsession? Man könnte es auch einfach tun und dann hat sich die Sache. Warum Sexmagazine, Pornos, E-Ficks? Sind wir vielleicht gewohnt, es viel öfter bunt zu treiben, so wie unsere nächsten Verwandten, die Bonobos, als wir es heute tun. Gab es so eine Art sozialer Komet, der unser Verlangen zerquetscht hat. Und nun springen wir zwar nicht alle 20 Minuten einen Menschen oder Laternenpfahl an, um uns glücklich zu rubbeln, dafür müssen wir jetzt nahezu immer daran denken. Dafür bleibt mehr Zeit zum Arbeiten. Also, das war die eine These: Wir lesen so gerne darüber, weil wir es nicht mehr so oft tun.

Leck mich

Die andere These: Wir lesen so gerne darüber, weil es nach wie vor überhäuft ist mit Tabus, Rätseln, Verquertheiten, Überhöhungen. Weil wir uns keinen Reim draus machen können. Würde man, sagen wir, das Sammeln von Briefmarken tabuisieren, es nur Männern und nur im Dunkeln erlauben, würde man die Briefmarkenverkäufer aus der Stadt verbannen und die Haptik und den Geruch geklebter Briefmarken als das non plus Ultra verkaufen, würde man das Getue 2000 Jahre aufrechterhalten und eine Extrasteuer auf Briefmarkenalben erheben, würden dann die Leute beim Anblick einer Briefmarke genauso kichern, als wenn sie ein Paar beim Sex im Wald überraschen? Wahrscheinlich nicht. Irgendwie haut weder These eins noch zwei hin. Es bleibt ein Rätsel. Komme jetzt bitte keiner mit „Brain-Scans werdens schon zeigen“. Das Gehirn passt sich allem möglichen Schmarrn an, und Hirnforscher passen traditionell ihre Erkenntnisse an die Gesellschaft an. Die ersten warfen übrigens Erbsen in Schädelkalotten und fanden nach dem Auszählen den lang erwarteten Beweis, dass bei Frauen, Schwarzen und Juden weniger Erbsen in den Kopf passen. Wahrscheinlich werden sich in 50 Jahren die Leute genauso darüber lustig machen, wie beeindruckt wir von den bunten Gehirnbildchen waren und was wir da alles – gesellschaftlich passendes – reininterpretiert haben. Mann, ich schweife schon wieder ab.

Ich mach dich schön. schlank und sexy

Ich wollt eigentlich nur kurz aufschreiben, dass ich gerade hin oder her überlegte, ob ich mir ein sündhaft teures Elektroleitungssuchgerät kaufe, oder nicht. Bei meinem billigen hab ich nun drei Stunden am Potentiometer (das war das letzte Wort an das ich mich in meinem Physikunterricht erinnern kann, bevor ich wegen eines Lachanfalls rausgeschmissen wurde) rumgefummelt und bin auf keinen grünen Zweig gekommen. Da kam die Meldung, dass mein Beitrag „Lets talk about Sex“ angenommen wurde. Das heißt, mein Potentiometer ist bezahlt. Bezahlt mit Sex. Cool. Auf das Thema Potentiometer möchte ich später noch mal zurückkommen. Ich möchte mal daran erinnern, dass nicht alle Frauen stundenlang vor Schuhregalen abhängen. Nein, es gibt auch Frauen wie mich, die stundenlang vor Schuhregalen und vor den Regalen im Heimwerkermarkt abhängen können. Ich bin sozusagen doppelt geschlagen, und eine Umfrage im Bekanntenkreis (keine redet gerne über einen Baumarkt-Fimmel), hat ergeben, ich bin nicht alleine. Und Toom, Praktika und Obi wissen es. Stand doch heute über dem Regal mit den Bosch Akkuschraubern: Nimm mich, ich mach schön, schlank und sexy. Schade, dass ich schon einen Bosch Akkuschrauber habe. So jetzt ist aber Schluss mit dem Geschwafel, ich fahr in den Baumarkt.

(Foto: froodmat; photocase)